Ein Waschtag war früher harte Arbeit

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Früher wurde in Willebadessen am Hahnenbach, an der Ricke und an der Nethe die Wäsche gespült und dann auf der Wiese in der Sonne gebleicht. Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts war der Waschtag für die Hausfrauen ein besonders arbeitsreicher und anstrengender Tag, den sie weitgehend ohne maschinelle Hilfe bewältigen mussten.

Gewaschen wurde in der Vergangenheit in der Regel erst dann, wenn sich eine größere Menge Wäsche angesammelt hatte. Bevor jedes Haus an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen war, musste das Waschwasser mühsam in Eimern aus einem Brunnen oder Bach ins Haus geschleppt werden. Zunächst wurde die Wäsche über Nacht eingeweicht. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein wusch man mit Kern- oder Schmierseife oder mit Seifenflocken. Waschlauge und Wäsche wurden nach dem Einweichen erhitzt und anschließend in Holzmollen oder Zinkwannen ausgespült. Hartnäckige Flecken wurden durch Reiben auf dem Waschbrett beseitigt. Um das Gewebe weich zu machen, bearbeitete man es mit einem Klopfholz. Gespült wurde die Wäsche meist in fließendem Wasser. Weil dies im Haus nicht vorhanden war, gab es am Hahnenbach, an der Ricke und Nethe Waschstellen. Am Hahnenbach, an der Bleiche sieht man noch die Stufen, die ins Wasser führen. Auf dem Rasen, wo jetzt ein Spielplatz ist, wurde die Wäsche zum Bleichen ausgelegt. Heute noch heißt der Ort und die Straße, die zu ihm führt, An der Bleiche. Auch auf dem Netheteich bei der alten Badeanstalt war eine Bleichstelle, wie Kuiz Tiene mir erzählte, und gewaschen wurde bei Muiern an der Ricke. Die Anlieger am Bach hatten natürlich ihren eigenen Platz beim Haus. Auf einem alten Foto kann man sehen, wie an der Ricke bei der Klostermauer Kartoffelsäcke gewaschen werden. Sieht man sich die heutigen Waschmittel für Baumwolle, Wolle, Seide, Mikrofaser (die es natürlich früher nicht gab) und sonstige Materialien an (Quelle: http://www.calida-muenchen.de/Accessoires/), ist es fast unvorstellbar, dass die Wäsche früher mit einfacher Kernseife eingeseift und gereinigt wurde und trotzdem aller Schmutz beseitigt werden konnte.

Gebleicht werden musste in erster Linie Leinen. Ungefärbtes Leinen ist nicht reinweiß, sondern besitzt eine leicht gelbliche Farbe, die nach jedem Waschvorgang, wenn auch abgeschwächter, wieder zum Vorschein kommt. Damit die saubere Wäsche auch tatsächlich strahlend weiß wurde, musste sie in der Sonne gebleicht werden. Die Wäsche wurde zu diesem Zweck auf einem sauberen Rasen – oder Wiesenstück ausgelegt und während des Trocknens immer wieder mit Wasser begossen. Die gebleichte und nun weiße Wäsche wurde dann noch einmal gespült und schließlich getrocknet.
Eine erste Erleichterung für die mühselige Arbeit des Wäschewaschens bedeutete die Einführung der kurbelgetriebenen Bottichwaschmaschine nach 1900. Diese Maschinen mechanisierten das Schrubben und Reiben auf dem Waschbrett. Im Prinzip bestanden die ersten Waschmaschinen aus einem Holzfass mit Ablaufloch. Auf der Innenseite waren Rundstäbe angebracht, an denen die Wäsche von einem Rotor in der Mitte des Fasses entlanggerieben wurde. Bedient wurden die Maschinen mit Hilfe einer Kurbel. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren diese Waschmaschinen auch im Warburger Land erhältlich. Wer es sich leisten konnte, gab die Wäsche aus dem Haus. Wie die Westfalen-Zeitung berichtete, ist bereits1914 in Warburg die Wäscherei Kamm gegründet worden. Wie fern die Zeit der vollautomatischen Waschmaschine in jedem Haushalt noch in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts war, zeigte im Dezember 1953 die Eröffnung der ersten Gemeinschaftswaschanlage in Niesen. Hier waren neben zwei modernen Waschmaschinen sogar auch eine Schleuder und ein Trockner vorhanden. Erst in den sechziger Jahren setzte in den Privathaushalten auf breiter Front der Siegeszug von Miele und Constructa ein, deren Nachfolger heute auf einfachen Knopfdruck arbeiten.

Von Ortsheimatpfleger Willi Sasse